Membranophonic Experience King of Agogik

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Ragazzi (Germany), Metal Inside (Germany), MLWZ (Polska),

BabyBlaueSeiten (Germany), Arlequins (Italy), Prognaut (USA)


Der Schlagwerker Hans Jörg Schmitz aus Andernach war eine mir bis vor kurzem völlig unbekannte Perle im deutschen Musikkosmos und seine erste Solo-CD (der Nachfolger ist bereits in Planung) ist nichts weniger als ein Kunstwerk für die Ohren. Wer jetzt glaubt ich übertreibe, möge bitte die (Hör-)Probe aufs Exempel machen – der eigens sehr liebevoll gestalteten Website king-of-agogik.com sei Dank! Obwohl Herr Schmitz in selbstironischer Weise diese CD mit “a drummers little egotrip” untertitelt, holte er sich kompetente Hilfe: Volker Cornet, Pantelis Petrakakis und Dirk Wilms bedienen ebenso gekonnt wie songdienlich diverse Saiteninstrumente und adeln die Musik dadurch zusätzlich. Trotz der üppigen Spielzeit von 74 Minuten wird dieser Tonträger nicht eine Sekunde langweilig; daran sollten sich etliche “große Bands und Künstler” mal ein Beispiel nehmen. Hans Jörg Schmitz schließlich komponierte und arrangierte sämtliche Titel und spielte darüber hinaus neben dem Schlagzeug noch Keyboards und Gitarren ein; außerdem zeichnete er sich für Sounds und Samples verantwortlich. Nach einem kurzen Opener stellt bereits das vierzehnminütige “Mc Wok (Voyage To Innocence)” einen ersten Höhepunkt dar und glänzt durch permanente Stimmungswechsel wie ein Kronjuwel! Vox humana-Passagen wechseln mit yesartigen Parts (Rickenbacker´s alive!) und Zitaten aus der asiatischen Folklore, dass es eine wahre Freude ist. Diese Musik ist anscheinend so gut, dass kaum jemand an ihr interessiert zu sein scheint – das nennt man wohl (oder übel) immanente Logik, wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein J.W. von Goethe sinngemäß sagte: “Wer Erfolg haben möchte, sollte allenfalls Mittelmaß produzieren!” Der trommeltechnisch recht anspruchsvolle Titeltrack ist ein Interludium von ca. einer Minute Länge – soviel zum Egotrip. Humor, auch angesichts etlicher collagierter Soundschnipsel, spielt im weiteren Verlauf eine tragende Rolle – die bereits erwähnte Selbstironie avanciert dabei regelrecht zu einer in unseren Tagen sehr selten gewordenen Tugend. (Wer sich als Schlagzeuger zum König der Agogik proklamiert, gibt ein beredtes Zeugnis hiervon, es sei denn, er weiß um die Bedeutung dieses musiktheoretischen Terminus technicus nicht in hinreichender Weise Bescheid, was in diesem Falle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann, denn das Timing des “Egotrippers” ist mehr als o.k.) Insofern könnte man Herrn Schmitz als einen von der Musik geküssten Vicco von Bülow bezeichnen, der mit Steve Vai und Mike Patton fleißig Pointen tauscht. Als echter Musikus(s) stellt der Protagonist niemals seine beachtlichen technischen Fähigkeiten zur Schau, sondern erzeugt ein stimmiges Ganzes, das selbst dem größten Musikgenius des zwanzigsten Jahrhunderts, Frank Zappa, ein anerkennendes Dauer-Grinsen ins Gesicht gezaubert hätte, dessen bin ich mir sicher. Selbst Zitate aus der Neoromantik erfreuen gelegentlich das Ohr des Rezipienten – welche Freude wäre es diese Klänge live – generiert von einem echten Orchester – erleben zu dürfen, aber das ist wohl im wahrsten Sinne des Wortes “Zukunftsmusik”. Bevor ich jetzt auf jedes weitere Stück en detail eingehe und eventuell manch magischen Moment “zerrede”, ergeht folgender Appell an alle geneigten Leser dieser Rezension: “Höret und staunet, aber vergesst darüber das Kaufen dieser CD nicht!” Ich für meinen Teil (divide et impera; herrschen möge der King Of Agogik, über dessen künftige Elaborate ich mich Euch gerne mit-teilen werde) kann es kaum erwarten die nächste Solo-CD von Hans Jörg Schmitz zu hören, vom dem es künftig außerdem noch mehrere Kollaborationen mit verschiedenen Musikern geben wird. Hoch lebe der König!!!

Frank Bender  / Ragazzi


Auszug aus der Rezension von Tom Schäfer, *Sticks* Ausgabe Januar 2007:

Dies ist eine der außergewöhnlichsten  und gleichsam aufregendsten CDs eines Schlagzeugers, die in jüngster Zeit das Ohr der Welt erreichten. Das es sich hierbei lediglich ua “a drummer’s little ego trip” handele wäre schlichtweg zu simpel ausgedrückt. Komponiert, arrangiert, gespielt (plus Gäste), aufgenommen und gemixt wurde das Album von Drummer “John George Smith”- und jener Hans Jörg Schmitz  hat nicht nur Schlagzeug, Gitarren, Keyboards, Sounds und Samples selber kreiert, sondern damit auch eine Klangwelt, die den Hörer wie ein Kaleidoskop unverhofft von einem Extrem ins anderte katapultiert. Als würde man in einem Haufen von Ideenschnipseln wühlen und aus aneinander gereihten Fragmenten in kunterbunter Abfolgefolge eine kunstvolle Song-Kollage komponieren, so kommen einem die 18 Tracks des Albums vor,dessen Cover (und auch die website) genauso mit Verrückheit überrrascht wie die Musik selber.
Man begenet einer Menge, klangvoller Merkwürdigkeiten, so auch den Ideen eines freizügig unverblümten Bedienes von Time und Tempo, derweil immer wieder eingeschleuste “Art-Rock” Drum-Motive wie ein Anker zwischen den bilderbuchbunten Tunes gesetzt wird. In schwindelerregender Manier fegt der Zuhörer zwischen Genres von Ost nach West, von Brasilien in den Teudeburger Wald oder vom Weltmeer-Teifseegraben in den sibirischen Winter. Plötzlich findet man sich im Batucada-Flair, um sogleich, von einer “Country & Western” Welle aufgenommen, in die Dramatik eines gigantisch orchestralen Filmscores gespült zu werden. Die Musik ist extrem kurzweilig, und zu jedem Moment fragt man sich, was denn nun als nächstes kommen wird. Auf jeden Fall Hochspannung pur.

“Membranophonic Experience” ist ein kunstvolles Scenario, eine reiche Textur an Motiven, architektonisch brisanten Grooves, Klängen und Songs, die wei ein Gesamtkunstwerk von hoher Klangästhetik leben, ohne den riesigen und spaßigen(!) Unterhaltungwert des Ganzen zu kurz kommen zu lassen….

Unbedingt empfehlenswert.



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